Weswegen erschrickt mich das Bonner Grundgesetz vom 23.05.49? Warum ist die nachkonstitutionelle Realität so ausgefallen wie sie gegenwärtig ist? Warum ist das Grundgesetz eher für Ameisen, weniger aber für Menschen geeignet? Warum erlebe ich die geltende nationale Verfassung als eine bösartige Erscheinung?
Ich tue es, weil ich aus der eigenen Erfahrung spreche, indem ich immer wieder feststelle, daß das Grundgesetz gegen das menschliche -- und insbesondere das religiöse -- Leben gerichtet ist. Es beansprucht das religiöse Monopol für sich. Es duldet keine anderen Religionen. Es ist lebensfeindlich und entwicklungshemmend. Seine Wirkung ist, den inneren Frieden hierzulande zu stören und zu verunstalten, den Evolutionsprozeß auf Erden zum Stillstand zu bringen oder gar zu zersetzen, überall konfessionelle Zollgrenzen zu errichten. Es fördert den Bürgerkrieg und macht die Menschen und die Gesellschaft unlebendig. Lebendigkeit ist ja sogar nach grundgesetzlicher und höchstrichterlicher Auffassung etwas Unerwünschtes. Dagegen gilt die Bekleidung von Lebenslagen mit Zwangsjacken als eine sittliche und "verfassungskonforme" Handlung, die stets als geboten und "angemessen" betrachtet wird.
Da das Grundgesetz den Schwerpunkt auf die Frage bzw. Überlegung setzt, was der Mensch nicht tun darf, anstatt sich mit der Frage zu beschäftigen, was er tun kann bzw. könnte, neigt es selbst zu demjenigen sittlichen Fundamentalismus, der heutzutage von vielen bekämpft bzw. verurteilt wird. Da das höchste Gesetz des Landes eine vorwiegend militärische Gesellschaftsordnung hervorrufen will, läßt es keine Verhandlungskultur unter denjenigen Menschen aufkommen oder walten, die es zu verwalten sucht. Darum kann man die derzeitig geltende Verfassung nicht als friedensstiftend bezeichnen. Sie ist alles andere als friedliebend und lebensbejahend, denn sie baut stets Hindernisse zur Erschließung friedlicher und menschengerechter Lebensräume. Aber ihre Mauer- und Stacheldrahtwerke sind weitgehend unsichtbar und nicht sofort auf Anhieb erkennbar, weil sie nicht physikalisch und grobstofflich in Erscheinung treten, sondern vielmehr noetischer Natur sind. Die Schranken und "Steine", die sie den Menschen in den Weg legt, sind also gedanklich, nicht materiell erfaßbar. Sie bestehen sozusagen aus Luft, anstatt aus Festkörpern. Dennoch stehen sie durchaus "im Raum" und sind infolgedessen erfahrbar.
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